31.10.2017

Ein kritischer Blick auf Luther: der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Darmstadt hält einen Vortrag in der Pauluskirche

Darmstadt

Lieber Herr Neumann, Sie dürfen uns den Spiegel vorhalten“. Schon in seiner Begrüßungsansprache hat Hanno Wille-Boysen, der Pfarrer der evangelischen Paulusgemeinde, Daniel Neumann, den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Darmstadt, nachdrücklich dazu ermutigt, Tacheles zu reden.

Vor einem überdimensionalen Bild des Reformators und dem Altar der Kirche, über dem der gekreuzigte Jesus hängt, sprach Neumann am Dienstagabend über das Thema „Martin Luther aus jüdischer Sicht“. Auch wenn es Neumann ein wenig unwohl war, den „Religionsstifter und Vater der reformierten Kirchen vom Sockel zu stoßen“ – er tat es doch. Er bezeichnete es als „katastrophal“, dass sich die Evangelische Kirche lange nicht mit der antisemitischen Seite Martin Luthers auseinandergesetzt habe. Allerdings habe sich die Kirche in den vergangenen Jahren in tiefgehender Weise kritisch mit der Auffassung Luthers über die Juden auseinandergesetzt, lobte Neumann.

Gleichwohl teile er die Auffassung von Historikern, die den Reformator als einen „Antisemiten vormoderner Zeit“ bezeichnen, weil Luther die Juden nicht bloß aus theologischer Sicht verflucht, sondern ihnen „unveränderbare negative Eigenschaften“ zugeschrieben habe. Dies, so Neumann, sei aus heutiger Sicht eine „zutiefst antisemitische Haltung“, auch wenn der Begriff Antisemitismus erst seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebräuchlich sei.

Den ausführlichen Artikel über das Gespräch in der Pauluskirche finden Sie auf den Seiten der Frankfurter Rundschau.

   

(Bildquelle: Echo-Online.de)

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