11.10.2023

Gießen zeigt Solidarität mit Israel

Gießen

Auf dem Gießener Kirchenplatz haben sich am Montagabend etwa 100 Menschen versammelt, um den Terror der Hamas zu verurteilen und Verbundenheit mit Israel auszudrücken.

Unter der Überschrift »Mahnen - Schweigen - Trauern« hatten am Montagabend auf Initiative von Pfarrer Gabriel Brand die Jüdische Gemeinde und deren Freundeskreis, die Stadt und das Evangelische Dekanat sowie der Partnerschaftsverein Gießen-Netanya zu einer Solidaritätsveranstaltung mit dem von Hamas-Terroristen attackierten Israel auf den Kirchenplatz eingeladen. Rund 100 Teilnehmer hörten, wie der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gießen, Dow Aviv, eindringlich schilderte, welches Grauen am Vorabend des Feiertags Simchat Tora über den jüdischen Staat hereinbrach.

Rund 5000 Raketen habe die Hamas an einem Tag auf Israel abgefeuert. Gleichzeitig seien Hamas-Mitglieder in Dutzende israelische Dörfer eingedrungen und hätten dort wahllos Frauen, Kleinkinder, Alte und sogar Behinderte in Rollstühlen massakriert. Zudem seien Dutzende Israelis entführt und in den Gaza-Streifen verschleppt worden. Bisher seien über 700 Israelis ermordet worden, weit über 2200 wurden schwer verletzt. Die Nachrichten und Bilder, die die kleine Jüdische Gemeinde erreichten, seien unfassbar, brutal und unmenschlich, sagte Dow Aviv.

Gleichzeitig seien Juden in aller Welt durch Sympathisanten der Palästinenser und der Hamas bedroht. »Ich rufe alle unsere Freunde auf: Erhebt Eure Stimme, die terroristische Aggression der Hamas darf nicht schweigend hingenommen werden«, rief der Gemeindevorsitzende. Aviv forderte die Bundesregierung auf, die Hilfszahlungen für die Menschen im Gaza-Streifen, aber auch in der Westbank auf den Prüfstand zu stellen - und künftig dafür zu sorgen, dass eigentlich als humanitäre Hilfe gedachte Mittel nicht das Terrorarsenal der Hamas finanzierten.

Brief nach Netanya

Anschließend teilte Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher mit, als Zeichen der Verbundenheit eine Solidaritätsadresse an die Bürgermeisterin der Partnerstadt Netanya geschickt zu haben. »Wir sehen die Nachrichten über die Angriffe auf Israel mit größter Sorge und Fassungslosigkeit. Unsere Gedanken sind bei den vielen Opfern - den Toten, den Verwundeten und Verschleppten und ihren Angehörigen. In dieser schweren Stunde möchten wir den Bürgerinnen und Bürgern in unserer Partnerstadt Netanya und ganz Israel unsere Solidarität und Unterstützung ausdrücken. Wir wünschen den Menschen in Israel die Kraft, diese schwierigste Zeit zu überstehen und die Hoffnung auf eine Zeit, in der Frieden herrscht, nicht zu verlieren«, schrieb Becher an seine Amtskollegin Miriam Feirberg.

Magistratsmitglied Martin Schlicksupp (CDU) gab der Hoffnung Ausdruck, dass eines Tages nicht die Fanatiker und Ideologen die Geschichte prägen, sondern Menschen, die Kompromisse finden.

Marion Balser vom Partnerschaftsverein schilderte danach eindringlich, welche Sorgen die Menschen in Netanya umtreiben. Zwar sei die Stadt bislang von Raketeneinschlägen verschont geblieben, doch bange man in fast jeder Familie um Angehörige, die nach der Mobilmachung nun als Reservisten in den Krieg ziehen müssten. Mehmet Tanriverdi erklärte danach, dass die Kurdische Gemeinde an der Seite Israels stehe. Beide Völker kämpften gegen den selben Feind, den radikalen Islamismus. Auch Tanriverdi appellierte, angesichts der Gräuel in Israel die finanziellen Hilfen für die Palästinenser sofort auszusetzen. Gleiches müsse auch für die von Islamisten kontrollierte syrische Provinz Idlib in Syrien gelten. Die humanitäre Hilfe der Europäischen Union finanziere damit vor allem den Terror des Islamischen Staats und anderer fundamentalistischer Terrorgruppen.

Zum Ausklang spielte die 15-jährige Paula Brand ein Violinstück eines jüdischen Komponisten, das zugleich das unermessliche Leid des jüdischen Volkes thematisiere wie auch dessen Lebenswillen, betonte ihr Vater Gabriel Brand.

Am Abend sprach sich auch die Ditib-Gemeinde in einer schriftlichen Stellungnahme gegen den Terror der Hamas aus. Wörtlich heißt es dort: »Wir als muslimische Gemeinde Gießen verurteilen den Krieg und vor allem die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung und appellieren an alle Parteien, der Gewalt ein Ende zu setzen. Gerade heute ist Besonnenheit gefordert und jegliche Form der Provokation kann zu weiteren fürchterlichen Gewaltexzessen führen. Dies zu verhindern, muss das gemeinsame Ziel aller Parteien sein, weshalb zuallererst die entführten Zivilisten, vor allem Frauen und Kinder, sofort freigelassen werden müssen.« Und weiter: «Unsere Einflussnahme mag vielleicht nicht groß sein, aber in Gießen müssen wir darauf achten, dass der Konflikt im Nahen Osten das Zusammenleben hier nicht beeinträchtigt und sowohl jüdische als auch muslimische Gotteshäuser weiterhin Orte des Friedens bleiben.«

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