13.11.2023

Marburg gedenkt der jüdischen Opfer von Pogromen, Verfolgung und Tötung

Marburg

Niederbrennen der Marburger Synagoge samt Verfolgung von Juden im November 1938: Das Gedenken an die Pogrome der Nazis verzeichnet am diesjährigen 9. November eine Rekordteilnahme. Aufgrund der Ermordung von 1.400 Juden in Israel im Oktober 2023 ist das Thema aktueller denn je seit der Nazi-Zeit.

Und irgendwann gibt es keine Kerzen mehr, weil so viele Menschen gekommen sind: An der Gedenkveranstaltung zu den Novemberpogromen im Jahr 1938 haben am 9. November laut Polizeiangaben 850 Marburger teilgenommen – und damit, kurz nach dem Massenmord an Juden durch die palästinensische Terrororganisation Hamas, eine Absage an Antisemitismus und Judenhass erteilt.

An das, was vor 85 Jahren in Nazi-Deutschland geschah – der Beginn des Holocaust – würden Juden aktuell so stark erinnert werden wie nie seit 1945, sagt Polina Solovej, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde. „Wir blicken auf das schlimmste Verbrechen seit der Shoa, und es werden weiter Raketen auf Israel geschossen.“ Damals wie heute gab und gebe es extremistische Kräfte, die Juden auslöschen wollten. Neben dem Hass gelte es „die Gleichgültigkeit zu bekämpfen“, der sich Juden ebenfalls ausgesetzt sehen.

Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies (SPD) sagt: „Der Antisemitismus ist aller Aufklärung zum Trotz in seiner Bosheit zurück.“ Wer glaube, es sei nicht so schlimm wie vor knapp 100 Jahren, reihe sich ein in die Gedankenwelt der Menschen und deren Fehler eben vor knapp 100 Jahren. Jeder Mensch, der sich bedroht fühle, verdiene Solidarität und Schutz. „Trauer und Schmerz teilen, ist schwer – aber nötig.“

Während Spies auf Rechtsextremismus fokussiert und muslimischen Antisemitismus nicht nennt, thematisiert Solovej diesen. Aber: Man sei überzeugt, dass es in Marburg mehr Muslime gebe, die Terror ablehnten, als solche, die die Hamas-Taten begrüßen. Bei Professor Bilal El-Zayat, dem Vorsitzenden der Islamischen Gemeinde, bedankte sie sich ausdrücklich für „Zeichen des Zusammenhaltens“.

Für die Marburger Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit sagt Sebastian Sack: „Das Nie wieder gilt es mit Taten zu füllen.“

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